Kredite werden bald teurer
Darlehen werden nicht mehr so günstig zu haben sein wie jetzt. Denn die Kunden werden Bankensteuer und steigende Geldmarktzinsen zu spüren bekommen.
Die Kreditnachfrage privater Haushalte ist in Österreich heuer bis dato leicht rückläufig. "Man greift lieber auf das Ersparte zurück", nennt die Nationalbank (OeNB) als Hauptgrund. Dabei war es historisch betrachtet noch nie so günstig, sich zu verschulden. Denn die allgemeinen Geldmarktzinsen sind - obwohl seit Mai wieder leicht im Steigen - noch immer weit unter dem langjährigen Durchschnitt.
Der geringe Anstieg hätte sich zwar schon auf die Kreditzinsen auswirken müssen, die schwache Nachfrage und der intensive Wettbewerb haben dies bis jetzt aber verhindert. Noch. Denn die OeNB sagt bis Jahresende einen leicht höhere Nachfrage voraus. Dann werden es die Banken wohl nicht mehr so günstig geben.
Teurer & schwieriger
Und es gibt zwei weitere Gründe. Zum einen könnten laut Analysten die Geldmarktzinsen bis zum Frühjahr um weitere 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte zulegen. Zum anderen droht eine Überwälzung der Kosten aus Bankensteuer, verschärften Kreditrichtlinien (Basel III) und höherer Einlagensicherung. "Es ist nicht vermeidbar, dass die neuen Anforderungen auch die Kunden zu spüren bekommen", so Erste Bank-Vorstandssprecher Thomas Uher. "Finanzierungen werden teurer und schwieriger zu bekommen sein." Die Kundenbonität und Besicherungssituation würden stärkeren Einfluss auf die Konditionen bekommen, ergänzt Jürgen Dostal von der Bawag/PSK.
Aktuell ist ein Konsumkredit (20.000 Euro, fünf Jahre Laufzeit, variabel verzinst) inklusive aller Gebühren ab 5,3 Prozent Zinsen zu haben (Volksbank Ried). Die Direktbank ING DiBa verlangt mit 5,4 Prozent nur geringfügig mehr.
Bei einem Hypothekarkredit (100.000 Euro, 20 Jahre Laufzeit, mittlere Bonität, variabel verzinst) sind es mindestens 2,4 Prozent. "Jetzt ist sicher ein Super-Zeitpunkt, sich bei Immobilien umzuschauen", wirbt Georg Kraft-Kinz, Privatkundenchef der RLB NÖ-Wien. Einziges Argument fürs Zuwarten mit dem Kredit: Mit Jänner fällt die Kreditvertragsgebühr (bis zu 1,5 Prozent der Darlehenssumme).
"Auch wenn niemand vorhersehen kann, wann und wie schnell die Zinsen wieder steigen, ist trotzdem zu empfehlen, das aktuell niedrige Niveau abzusichern", rät Uher. Der Kunde kann dies mittels Fixzins (maximal zehn Jahre) machen. Möglich ist auch ein Umstieg von variabler auf fixe Verzinsung (zum Teil spesenfrei). Fixzinsen sind allerdings höher. So gibt es bei der Bank Austria einen variablen Hypothekarkredit schon ab 2,25 Prozent, mit den ersten fünf Jahre fix sind es 4,4 Prozent (jeweils effektiv). Eine Alternative ist ein Zinscap. Dabei bleibt die Verzinsung zwar variabel, allerdings kann der Zinssatz eine festgelegte Obergrenze nicht überschreiten.
Noch günstiger wären Fremdwährungskredite, vor allem der Schweizer Franken, aufgrund noch niedrigerer Zinssätze als im Euroraum (rund 1,6 Prozent Effektivverzinsung). Die Vergabe wurde jedoch aufgrund der großen Risken sehr eingeschränkt.
(www.kurier.at)