Das Phantom der deutschen Immobilienblase
Billiges Geld vergrößert zwar das Risiko einer Überhitzung des Marktes - doch die ist längst noch nicht in Sicht. Immobilien werfen mehr ab als Sparguthaben und Wertpapiere.
Durch die Flucht der Anleger in sichere Sachwerte droht nach Ansicht des neuen Finanzchefs des Allianz-Konzerns, Maximilian Zimmerer, eine Immobilienblase in Deutschland. "Ich fürchte, es könnte zu einer Blase kommen", sagte Zimmerer der "Süddeutschen Zeitung". "Die Blase wäre nicht von Großanlegern getrieben, sondern eher von Privatanlegern, die Inflation und einen Kollaps des Euro fürchten und in Sachwerte flüchten."
Die Immobilienpreise seien vor allem in Großstädten stark gestiegen – auch infolge niedriger Hypothekenzinsen. Der Manager verwies auf Gefahren durch die Anti-Krisen-Politik der Notenbanken in Europa und USA, die die Finanzmärkte mit billigem Geld überfluten. "Niedrige Zinsen führen auf Dauer immer zu einer Fehlsteuerung von Investments. Das haben die Immobilienblasen in den USA, Spanien oder Irland gezeigt."
Niedrige Zinsen sind ein Risikofaktor
Aktuell liegen die Hypothekenzinsen in Deutschland auf historisch niedrigem Niveau. Ein zehnjähriges Baudarlehen kostet im Schnitt effektiv 2,57 Prozent. Doch anders als in den USA, Spanien und Irland müssen Bauherren in Deutschland auch ausreichend Eigenkapital mitbringen. Sie erhalten Kredite nur im Wert von 60 bis 80 Prozent der Bausumme.
"Die Sorge um eine Immobilienblase in Deutschland ist durch die von der Zentralbank-Politik hervorgebrachte hohe Liquidität nachvollziehbar. So lange eine solche hohe Liquidität besteht, besteht auch die Gefahr, dass sie zu höheren Preisen führt", sagte Tobias Just Professor an der IREBS-Akademie in Eltville der "Welt". Das sei in Deutschland bis jetzt noch nicht geschehen, das Volumen im Hypotheken-Geschäft sei nicht stark gewachsen. "Doch die Gefahr einer Blasenbildung bleibt durch die niedrigen Zinsen bestehen", betont Just.
welt.de